Dienstag, 16. September 2008

Faltiger Raum.

"Mit gedämpfter Stimme erklärt er sein Anliegen. Er habe Ideen, die er noch keinem habe mitteilen können. Ihm scheine nämlich, dass euklidische Raum eben nicht, wie es die Kritik der reinen Vernunft behaupte, die Form unserer Anschauung selbst und deshalb aller möglichen Erfahrung vorgeschrieben sei, sondern vielmehr eine Fiktion, ein schöner Traum. Die Wahrheit sei sehr unheimlich: Der Satz, dass zwei gegebene Parallelen einander niemals berührten, sei nie beweisbar gewesen, nicht durch Euklid, nicht durch jemand anderen. Aber es sei keineswegs, wie man immer gemeint habe, offensichtlich! Er, Gauss, vermute nun, dass der Satz nicht stimme. Vielleicht gebe es gar keine Parallelen. Vielleicht lasse der Raum auch zu, dass man, habe man eine Linie und einen Punkt neben ihr, unendlich viele verschiedene Parallelen durch diesen eine Punkt ziehen könne. Nur eines sei sicher: Der Raum sei faltig, gekrümmt und sehr seltsam. (...)
Wurst, sagte Kant.
Bitte?
Der Lampe soll Wurst kaufen, sagte Kant. Wurst und Sterne. Soll er auch kaufen."

Quelle: Die Vermessung der Welt, Daniel Kehlmann, Rowohlt Verlag, 2007, Seiten 95 bis 97

3 Kommentare:

  1. ich mag diesen text! muss ich auch lesen :)

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  2. B. Beim CERN suchen sie noch Physiker, die die Welt vor der Protonenkollision und dem darauf folgenden schwarzen Loch retten. Bewirb dich doch, die könnten Deine Fähigkeiten sicherlich gut gebrauchen. Mit schwarzen Löchern kennst Du Dich ja auch aus.

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  3. Herr M. Trotz profunder Freundschaft kriegen Sie fuer (die Rezession hat die Umlaute gefressen) diesen Kommentar die gelbe Karte. Bitte nehmen sie zur Kenntnis, dass es sich dabei um eine dunkelgelbe Karte handelt. Es gruesst hoeflich, Carlos Menem.

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