Sonntag, 5. Oktober 2008
Bei den Silbermenschen - Shopping Mall.
Ähnlich wie in Europa, verkommen auch die Innenstädte bei den Silbermenschen zu Museen. Die Kommerzialisierung findet ausserhalb, auf der grünen Wiese (bei uns heisst das Schönbühl oder Westside) statt. Beispielsweise ausserhalb der Stadt Rosario, wo derzeit die grösste Shopping Mall südlich von Sau Paulo gebaut wird. Die grauen Mauern mit den Eisenstangen für weitere Stockwerke ragen in den dunkelblauen Himmel. Gleich neben der grossen Baustelle befindet sich die "Villas miserias", Elendsviertel. In sanitärfreien und auch sonst eher freien Hütten hausen die Bauarbeiter und deren Familien. Es sind Wanderarbeiter, welche von Baustelle zu Baustelle ziehen. Im Gegensatz zu manch' anderen Berufsgattungen in Argentinien, sind sie nicht in einer Gewerkschaft und besitzen dementsprechend kaum Rechte. Sie sind nicht gegen Krankheit und Unfall versichert, Rente gibt es selbstverständlich auch nicht. Die Tageslöhne befinden sich zwischen 3 und 5 USD pro Stunde. Innerhalb der Hüttensiedlung gibt es Läden, Restaurants, eine Schule und einen Dorfplatz. Sogar Strassennamen wurden bestimmt. Das Leben findet auch ohne Annehmlichkeiten statt. Dennoch ist eine Romantisierung der Armut auch mit Fantasie nicht möglich. Die Kindersterblichkeit ist weit über dem Durchschnitt und die Armut zwingt viele Bewohner in die Kriminalität, wobei diese scheinbar bloss ausserhalb der Siedlung stattfindet. Innerhalb soll ein Ehrenkodex gelten. Am Mittag besuchen die Familien jeweils die Baustelle und bringen den arbeitenden Männern ein Mittagessen. Der Müll wird nach dem Essen neben die Baustelle geschmissen. Dementsprechend sieht die ganze Gegend um die Baustelle wie eine Müllhalde aus. Hunde, Kinder und Vögel sammeln die Reste ein.
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