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Julio's Vater war Fischermann.
Julio's Grossvater war Fischermann.
Julio's Urgrossvater arbeitete als Schmied. Aber dies wurde ihm zu langweilig. Also wurde er Fischermann.
Julio ist noch zu jung für Männerarbeit, eigentlich überhaupt, für irgendwelche Arbeit.
Julio geht noch zur Schule.
Julio lebt zusammen mit seinen beiden Brüdern (der ältere kitzelt ihn oft, manchmal bis die Tränen kommen), den Eltern, einer Grossmutter (mütterlicherseits) und einem fetten Labrador in einem Fischerdorf in Patagonien, am Atlantik. Aufgrund der kalten Antarktisströmungen tummeln sich kaum Fische im Meer. Also ist die Fischerei kein Dulce-de-Leche-Schlecken. Dementsprechend isst die Fischerfamilie Lopez mehr Fleisch als Fisch. Fleisch aus den unendlichen Weiden Patagonien's.
Julio hasst Fisch. Er hasst den Anblick, den Geruch, die Schuppen, die starrenden Augen.
Julio wischt sich seine Hände mindestens einmal pro Stunde. Der Fischgeruch soll sich verflüchtigen. Soll untergehen im Seifenbad.
Julio muss trotz seiner Jugend mitarbeiten. Nicht beim Angeln, aber bei der Präparation der schleimigen Fische für den Markt, bei der Filetierung, beim Transport. Der Fischgestank dringt in seine Poren, nistet sich ein. Die Kleider riechen nach Fisch. Er trägt Schuppen aus Baumwolle. Auch die Familie, die Möbel, die Bücher, die Luft.
Julio lebt in einem Walfisch.
Julio ist ein Fisch (Sternzeichen Wassermann).
Die vielen Stunden mit der geliebten Seife, das Gerubbel, die schamparen Anstrengungen gegen die Düfte können dies nicht verhindern.
Julio ist ein Fisch.
Er springt ins Meer, er schwimmt, er taucht. Ein Fisch bei Fischen. Tauchend wachsen Kiemen, spriessen Flossen. Die Haut mutiert zu Schuppen. Julio ist ein Fisch.
Julio taucht unter. Das Dorf fragt sich: "Wo ist Julio Lopez?"