Samstag, 3. Januar 2009

Mia - Im Dazwischen.


Tatsächlich gab es ein mutloses Fondue Chinoise, mit vegetarischer Variante. Aber da der Jamie Oliver-Verschnitt eine Fleischbouillon statt der gefragten laktose- und glutenfreien Variante wählte, war in der Gemüseabteilung der Laden bereits präsilvesterisch runtergefallen. Ich fühlte mich nicht als Platzfüllerin, aber angeschissen hat mich der Anlass aka “das Fest“ doch einigermassen. Neben mir sass ein Mann, ein Wirtschaftsprüfer, also kein richtiger Mann. Er sprach langsam und hektisch, gleichzeitig. Es ging um eine Gesetzesrevision und allerhand Fees, die nun quasi auf der Strasse liegen. Bald einmal hörte ich ihm nicht mehr zu, sondern habe mein inneres Lauschgerät ausgeschaltet. In der Stille wirkte er wie ein Fisch, er blubberte, manchmal sah ich tief in seinen Mund, das Gurgeli schwang aufgeregt hin und her. Die Bewegungen plötzlich langsamer. Dann fiel ein Stück Artischocke auf das Kinn, verfolgt von etwas weissweinweissem Speichel. Ich und eine andere gelangweilte Frau rauchten eine stumme Zigarette auf dem kleinen und saukalten Balkon. So ein “Abfallsack-Rausteller-Balkon“. Dann verabschiedeten wir uns französisch und latschten mangels Taxi zum Kornhaus. Maskenball. Maskenball? Ganz schrecklich. Die Garderobenschlange stockwerklang. Zudem gab es eine Maskenpolizei, die “Maskguard“, damit die Masken auch eifrig getragen wurden. Nach einer halben Stunde bestellte ich mein drittes Mehrwegbecherbier und schmuggelte dieses aus dem Kornhaus. Die stumme Kollegin sass im Toilettenstau. Egal. Draussen spazierte ich einigermassen gerade durch die kalte Altstadt. Der matschige Boden versperrte meinen offenen Schuhen einige Wege, also landete ich wie eine Pacmanin auf meinem Weg in den Breitsch bei der französischen Kirche. Dort pinkelte ein Scheusal an die Wände. Als Bestrafung, nicht nur für die Pisserei, sondern auch für den mudrigen Abend per se habe ich seine Mütze, seine Ovomaltinemütze, vom Kopf geklaut. Die liegt nun neben dem Kamillentee auf dem Küchentisch. Einige Haare, schwarze Haare, kleben auch darin. Eklig. Ich werde sie wohl waschen.

1 Kommentar:

  1. ein nuechterner Christian gibt sich gerne interessant, intellektuel ausser reichweite und spitzbuebisch.
    Ein angetrunkener Christian macht gerne Witze - dreckige - aber auch solche mit pointen, die kenntnisse ueber die auswirkungen des dreissigjaehrigen krieges auf die norddeutsche literatur voraussetzen.
    ein betrunkener Christian klaut dem letzten, besoffenen biergourmet, der verzweifelt ein klo sucht, die muetze.
    Zeig mir wie du betrunken bist und ich sage dir wer du bist...

    AntwortenLöschen