Mittwoch, 31. Dezember 2008

Mia - Silvestertag.


Draussen eisregnet es. Eben bin ich mit der übervollen Einkaufstasche aus Papier durch diesen Zwitter aus Regen und Schnee geeilt. Vom Coop am Breitschplatz bis zu meiner Wohnung in einem 1. Stock. Jetzt sitze ich am Küchentisch und schnause einzelne Brotstücke. Eigentlich möchte ich den Silvesterabendessenhunger nicht verderben, aber der Appetit schlägt unbarmherzig zu. Ich steigere die Schnauserei in ein Verschlingen. Heute ist Silvester und ich bin bei Freunden und Freundesfreunden und Platzfüllern zum Abendessen eingeladen. Kennen tue ich nicht alle. Vermutlich, leider gibt es ein obligates Fondue Chinoise, lustige Papierhütchen und mitternächtliche Umarmungen und Küsschenorgien. „Guets Nöis“. Item, ich freue mich. Einige, auch ich, gehen später noch an einen Elektropartymaskenball ins Kornhaus, ich auch. Die passende Maske liegt auf dem Küchentisch. Die Federn voller Brotkrumen. Ein Vogel mit Schuppen. Soll ich mich hinlegen? Ja. Später sitze ich auf der Umrandung der Badewanne und rasiere meine Beine und die Bikinizone. Auch die obere Bikinizone wird kurz versorgt. Neben der linken Brustwarze wächst seit einigen Jahren ein Haar, immer an der gleichen Stelle. Ich pinzette das Teil ins Nirvana. Dann unter die Dusche, Haare, kurz und lang, kleben an meinem Körper und in der Wanne. Egal. Meine Haare sind schnell ausgangstauglich. Heute knote ich einen Pferdeschwanz, nicht nur aus Bequemlichkeit. Auch um meinen Hals, eine meiner guten Seiten, zu zeigen. Zudem wirke ich jünger als meine 35 Jahre. Eher wie ein grosses Mädchen das noch mit Pferden arbeitet oder eine Studentin, welche ein paar Semester verpasst (in einem Kibbuz oder so) verpasst hat. Das Kleid mit den langen Ärmeln, passablem Dekolletee sowie einer grossen Hand zwischen Kniescheibe und Rock steht mir seit Jahren. Ich denke an Friedrich. Einmal kam er spät nach Hause. Ich lag auf dem Sofa, schlafend, in diesem Kleid. Er legte sich auf mich, Kopf zwischen den Brüsten. Sonst nix. Er wollte wohl, alkoholbedingt, so schlafen. Ich hingegen bin aufgewacht und bugsierte in von meinem Körper runter. Er fiel und hielt sich an meinem Kleid, dem gleichen Kleid. Es riss genau an der Naht, vom Knie bis in Bauchnabelnähe. Geflickt habe ich es bloss teilweise, zudem mit der falschen Farbe (rot statt schwarz). Friedrich verschwand dann rasch aus meinem Leben. Nicht wegen dem Kleid, sondern weil er ein Langweiler war und zudem ein bisschen roch. Nicht schlimm, aber mich hat es gestört. Was aus ihm geworden ist, weiss ich nicht. Ob er wohl besser riecht? Ich hätte es ihm sagen sollen. Egal, das ist schon lange her. Ich gehe jetzt aufs Tram.

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