Montag, 23. Februar 2009

Mia - auf dem Klo.


Magen und Darm sind per se unangenehme Themen. Wenn es in den Bereich Magen und Darm zu Abweichungen vom Normalzustand kommt, wird aus “unangenehm“ aber das ätzende “riechend-unangenehm“. Dementsprechend sitze ich jetzt auf dem Klo und lese, zum Zeitvertrieb, ausgewählte Seiten aus dem Zauberberg von Herrn Mann. Mich dünkt, der Thomas Mann wird überschätzt. Vielleicht bin ich aber auch einfach zu doof. Ich sitze, arbeite und lese gleichzeitig. Nach Vollendung der mittleren Tätigkeit (mit 80% Wahrscheinlichkeit), mache ich eine Entdeckung: “Klopapier, welches nach hinten abrollt, hängt falsch.“ Das merkt jeder und jede, aber in der Gesellschaft bleibt es ein Tabuthema. – Item, angefangen hat die Magen-Darm-Geschichte ziemlich harmlos mit einem Bier, einem Weissbier. Obwohl ich die Konsequenzen eines Weissbieres kenne, habe ich gleich zwei Stangen, die grossen aus Bayern, davon getrunken. Andere haben Wein bestellt, andere Bier mit Pfirsicharoma, andere Cuba Libre. Ich halt ein Weissbier. Ich wollte ein Zeichen setzen, weil ich andauernd daran denken musste, dass Mischbier eigentlich nur von denjenigen getrunken wird, welche gar kein Bier mögen. Ich hätte es besser sein gelassen. Weil später, als die beiden Weissbiere bereits längst Geschichte waren und ich Champagner trank, da wurde es nur noch schlimmer. Am nächsten Tag war ich um einen Kater und eine Erkenntnis reicher: „Besoffen vögeln, ist scheisse.“ Aber eben, am Abend davor war mir das nicht mehr so klar. Meine Blutbahnen waren voller Alkohol und mein Kopf einigermassen leer. Und mit leerem Kopf nickt es sich leichter. Nun ist die Leichtigkeit weg und ich bin mir nicht sicher, ob ich nicht noch eine Viertelstunde Zauberberg lesen soll, zur Sicherheit. Ist doch ganz gemütlich hier auf dem Klo.

Freitag, 13. Februar 2009

Schampar lebt - Blick als Leitmedium.

Der anonyme Indie-Blogger OCB war wie schon so oft ein Spürhund für eine Sensation: Die Qualitätszeitung Blick hat heute mit dem kantigen Artikel "Schamhaar-Debatte - Trimm dich, Affe! Prominente Schweizer Frauen habens bei Männern unter der Gürtellinie gerne schampar kurz und glatt." für Freude in der "schampar"-Gemeinde gesorgt. Die Wortspielerei zwischen "Scham" und "schampar" ist ein linguistischer Kniff mit NLA-Niveau. Die Überpromis Christa Rigozzi ("Nichts gegen Affen, aber Haare bringen mich auf die Palme.") und Denise Bielmann ("Meine Pirouetten drehe ich am liebsten auf sehr glatten Flächen.") über ihre haarigen Schamhaaransichten. - Schampar lebt, auch in den Printmedien.

Vladimir - der deutsche Besuch.

Inzwischen bin ich wieder brav ins Büro gegangen und habe mich an den dortigen Ritualen beteiligt. An Sitzungen mitgesprochen, telefoniert, Entscheidungen gefällt und Entscheidungen umgesetzt. Bei einer Besprechung dozierte ein wichtiger Mensch: “Zeit ist Geld.“ Ich dachte mir, eigentlich ist Geld nicht Zeit, Zeit ist Zeit. Aber irgendwie tönte das auch klugscheisserisch. Dann war die Arbeitswoche vorbei. Am Wochenende war Jutta aus Düsseldorf zu Besuch. Ihr zu Ehren und um dieses löwenmässig-wilde Haar zu bändigen, ging ich vorher am Waisenhausplatz zum Coiffeur, zum Herrencoiffeur, zum Herrencoiffeur-ohne-weibliche-Kunden-Coiffeur. Am Ende wedelte die schneidende Frau mit einem Spiegelchen durch die Gegend und wollte wissen, ob mir die Frisur nun passt. Einigermassen. Aber schlussendlich machen Coiffeure sowieso immer was sie wollen. Item. Am Bahnhof holte ich dann die Düsseldorferin ab. Sie roch winterlich-verschwitzt, aber nicht unangenehm. Ist schon toll, auf dem Perron einer Freundin entgegen zu rennen. Allenfalls sollte ich dies öfters tun. Drei Tage später ging die Jutta wieder. Diesmal frisch geduscht. Zurückgelassen hat sie zwei Erkenntnisse: Frauen verbrauchen unsäglich viel WC-Papier und Katzen sind anders weich als Brüste.

Sonntag, 8. Februar 2009

Mia - filmreif.


Ich denke mir “Also im Kino hätte das nicht so geendet.“ Zum Davonlaufen war es. Aber das ging nicht, weil ich zuhause sass. – Es begann Samstag vor einer Woche mit einem Abendverkauf im Stauffacher. Ich gucke neugierig herum, habe wegen dem lustigen Italo-Schweizer in Amerika einen Flaubert in der Hand, aber sehen tue ich den nicht. Dafür diesen Mann mit der Löwenfrisur. Nicht löwenmässig wie Matthias Reim (“Verdammt isch lieb Disch“), nein eher so Omar-Sharif-war-schon-lange-nicht-mehr-beim-Coiffeur-löwenmässig. Er guckte, ich guckte. Dreissig Sekunden später sprachen wir miteinander. Zugehört habe ich nicht, also eigentlich wollte ich, aber gedanklich war ich bei diesen Haaren. Lang, einigermassen lockig, schwarz-grau-silbern. Sekundenbruchteile dachte ich an die Haare des KMP’s (Küchenmauerpissers). Aber zurück zum Omar-Wannabe. Aus der Nähe waren auch noch allerlei Falten erkennbar. “Vielleicht doch ein bisschen alt.“ Item, sprechen schadet wohl nicht. Wir nahmen gleich ein Kafi im Café Literaire im gleichen Gebäude. Er sprach schlau und charmant über Flaubert und meine Fransen. Am nächsten Abend kam er zu mir in die Breitschwohnung. Wobei eigentlich kam er nicht persönlich. Dafür tauchte sein cooler Doppelgänger auf. “Aspirin gab’s keine, da hab’ ich Dir Zigaretten mitgebracht“ meinte dieser. Das Gespräch blieb auch später zähflüssig. Ich erwähnte die Ähnlichkeit seiner Haare mit der Mähne eines Löwen und dass ich gerne eines Tages einen Tiger oder einen Löwen streicheln möchte (warum ich dies sagte ist mir inzwischen schleierhaft, allenfalls noch Auswirkungen mehrmaliger unkritischer Sichtungen von Out of Africa). Er konterte souverän mit “Da wirst Du Dich wohl für eins von beiden entscheiden müssen.“ Ich entschied mich dann für eine erhöhte Kadenz beim Weinkonsum. Omar war ein Langweiler. Das Bla-bla-o-meter schlug andauernd aus. Und da holte er zu seinem nuklearen Erstschlag aus „Vielleicht sollten wir uns küssen, um das Eis zu brechen.“ Keine zwei Minuten später war er nicht mehr in meiner Wohnung. Später lief noch die Abwaschmaschine aus. Die halbe Küche unter Wasser. Schön. Ich gucke jetzt einen Film.