Samstag, 30. August 2008

Trockene Pflanzen tanzen sinnlos.

Kurz nach seinem Krankenhausaufenthalt kehrte er wieder an seine Strasse, in seine Wohnung zurück. Verdurstete Pflanzen. Die Blätter zerfielen bei der kleinsten Berührung und als er die Wohnung lüftete, indem er Durchzug erzeugte, flogen die toten, trockenen Pflanzenreste durch die Luft und tanzten sinnlos. Sein Kopf schmerzte. Wie ein höllischer Kater. Aber getrunken hatte er nichts, schon seit Wochen nicht mehr. Er hustete, er spuckte Blut ins verstaubte Lavabo. Warmes Blut, klumpiges Blut, schwarzes Blut. Ihm war kalt. Er schloss die Fenster und starrte hinaus. Eine dicke Studentin, ein vermutlich blinder Mann und eine Frau mit einem blonden Kind traten aus dem Trolleybus und gingen im Treibgut des nahen Bahnhofes unter. Sie stand auch dort. Sie schaute zu ihm rauf. Adrenalinstoss. Eine halbe Minute später klingelte es. Er öffnete nicht, goss die Pflanzen, machte sich ein öliges Fischsandwich mit Kapern und ging schlafen. Schliesslich spielten am nächsten Tag die Young Boys gegen den GC.

Freitag, 29. August 2008

Tainted, kind of.

The moment was formulating it's thougths,
of adding oneself from memory,
fighting a memory that is tainted,
like someone whose arm has been torn off in an accident,
this is a tough business,
you alone know how much our talks cost me,
do you?

Mittwoch, 27. August 2008

Honolulu

"Murr löschte das blaue Licht. Draussen war es stockdunkel, dazu herrschte absolute Stille, nur die schwach erleuchtete Borduhr tickte. Den ärgsten Durst hatte ich gelöscht, dafür fror ich um so mehr. Mein entsprechendes Gejammer quittierte Murr mit einer kurzen, kommentarlosen Handbewegung am Armaturenbrett; ein Motörchen begann zu summen, und Wärme breitete sich aus; dazu strömte ein nach Fichtennadeln duftender Luftzug ins Wageninnere und verdrängte beinahe die Stumpenpest. Wie ich erst jetzt entdeckte, liess sich der Rücksessel in jede erdenkliche Lage verschieben. Zweifellos hätte man den Buick ohne weiteres in ein Schlafzimmer umwandeln können. Ich war drauf und dran, mich zu erkundigen, ob nicht auch eine Dusche vorhanden sei."

Quelle: Honolulu, Alexander Heimann, Edition Erpf bei Neptun, 2002, S. 71

Und übrigens: Am 6. September findet das Herzogstrassenfest 2008 statt. Dieses Jahr an der Herzogstrasse.
Mehr Infos hier: http://www.sp-bern-nord.ch/j/images/stories/agenda/herzog08_flyer.pdf

Dienstag, 26. August 2008

Wasserleitung, Wasserleitung rülpst.

Die Wasserleitung rülpst. Wahrscheinlich verstopft altes, braun-schwarzes Laub die Leitungsrohre. Schon wieder. Da ist eine Reaktion gefordert. Handwerker anrufen und wie üblich die Rechnung selbst berappen, da der Vermieter sperrig tut. Überhaupt, der Vermieter, dieser Lümmel. Limitierte, eingeschriebene Kontakte mit der Mieterschaft. Wenn er die Briefe liest, rülpst er vermutlich auch. Soll er. Wobei die gelbe Wand führt sicherlich noch zu weiteren Schwierigkeiten, wohl zu einem weiteren Rülpser seinerseits. – Die Wasserleitung ist immer noch verstopft. Vermutlich duscht der Nachbar und flutet die Röhren oder er benutzt die Abwaschmaschine, oder die Waschmaschine, oder die Badewanne, oder ein Wellenbad, oder kreuzt dieses tolle Kreuzfahrtschiff “Medusa“ immer noch durch die Laubrohre. Vielleicht. Item. Die Wasserleitung rülpst.

Freitag, 22. August 2008

Stellwerkfehler und Käsegesichter.

Sie stand da, Arme trotzig auf die auffälligen Hüftknochen gestützt und guckte rüber auf Perron 3. Dort auf Perron 3, regelmässige Werbeplakate mit Bänken für wartende, müde, gelangweilte, betrunkene Menschen. Aber auch Abfallkübel, orange Stempelstatuen und vereinsamte Transportwagen (2 Franken Depot, wer kriegt die eigentlich?). Züge fuhren nicht, “Stellwerkfehler“ behauptete die Lautsprecherin. Trotzdem stand sie da und lugte rüber auf Perron 3. Starrend, kaum mit den Augen zwinkernd. Perron 3. Menschen mit Käsegesichtern.

Am Nachmittag war sie in der Stadt gewesen, also in der Innenstadt. Eine weisse Bluse wollte sie kaufen. Aber die Kreditkarte klemmte, wobei dies nicht so schlimm war, hatte ihr die Bluse eigentlich gar nicht gefallen, der Schnitt ignorierte den Bauchnabel. Es wäre ein Notkauf gewesen. Dann halt lieber die ausgewetzte Bluse noch einmal benutzen, vielleicht mit einem Pulli, damit der dünne Ellbogenstoff versteckt ist. Später noch Zeitung lesen im Diagonal, verraucht, überraschend verraucht. Ist das nicht verboten? Egal. Die Zeitung passte irgendwie auch nicht. Der Schnitt war in Ordnung, aber nach den ganzen Gratiszeitungen war der Text vielleicht einfach zu lange. Daran war sie nicht mehr gewöhnt. Sie wollte Internetlesen. Schnell und schlagzeilig und SMSig.

Und jetzt halt, Augen gen Perron 3. Keine Bluse, keine Schlagzeilen, dafür Stellwerkfehler am Bahnhof und irgendwie auch überhaupt.

Donnerstag, 14. August 2008

Männer ohne Tore treiben dahin.

Sie fühlen die Notwendigkeit des Dahintreibens, die verordneten Befehle der Geheimdienste im Kopf. Diese Agenten wollen den geistigen Weg eingrenzen, verhindern. Es ist kein Spiel mehr, nein, es ist Arbeit. In dieser Arbeit sollen die Probleme gelöst werden. Geheimnisvolle Grabungen legen die Vergangenheit frei. Die Arbeiter suchen, wissen aber nicht weshalb. Über und unter Tage werden autonome Gebiete, Republiken gegründet. Als Notwendigkeit. Tore schiessen die Young Boys aber trotzdem keine. Schon gar nicht der Häberli.

Mittwoch, 6. August 2008

Room service.

Was bestelle ich wohl heute Abend beim Room service? Eher das libanesische Fladenbrot "Khobs" für EUR 1.60 oder eher das Lamm "Kharuf Mehschi" für EUR 1'000.00? Manchmal bin ich gastronomisch so unsicher.

Hier weitere Fotos aus München:
http://www.facebook.com/photo.php?pid=803272&l=49cce&id=651491654

Dienstag, 5. August 2008

Lila Männer.

München, Sommer, 20 h, 28 Grad Celsius, mein Haar sitzt. Innerhalb von 10 Minuten begegne ich diesen beiden Herren. Bei mindestens einem Herr sitzt das Haar nicht, es ist einfach noch da, aber eher symbolisch. Beim anderen Herr dafür umso stabiler, beinahe statisch, Leslie Nielsenesk. Beide Herren tragen Lila. Der Herr links ein Polo Shirt und irgendwie trägt er auch seine Frau, obwohl diese ungefähr zwei Meter vierzig gross ist. Der Herr rechts wagt einen lässig über die Schultern gehängten Pullover über einem weissen Leinenhemd, welches allenfalls früher als Segel gedient hat. Beide nehmen an Rennen teil, und keiner hat bisher gewonnen und wird es wohl auch nicht mehr. Dementsprechend sind die lila Kleider gar nicht so schlimm, da kaum nachtragend.