Sonntag, 2. November 2008
Bei den Silbermenschen - Der grosse Wind.
Aufgewirbelte Sandkörner, durcheinander, sie sammeln sich zu Sandherden. Gemeinsam lauern sie auf den nächsten Windstoss. Da weht er dahin und die Sandkörner reiten auf der Welle, der Windwelle, in Windeseile. Sie weichen Hindernissen aus, sie fliegen mit Blättern, Kaugummipapierchen, Konfetti vom letzten Allerheiligen und allerlei Firlefanz. Und dann... ein Berg, ein Mann: Das Gesicht von Julio Lopez. Wie tausende Pfeile, Pfeilchen, abgeschossen von wütenden Sandindianern. Julio schützt seine Augen mit einer Hand. Nach einigen Sekunden ist der Angriff vorbei und Julio öffnet seine Augen. Zur Orientierung sucht er die vertrauten Berge, die Sechstausender an der Chilenisch-Argentinischen Grenze. Darunter die natürliche Auffahrrampe mit dem spärlichen Gewächs, die Windbeschleuniger der Anden, das Bio-CERN. Der Föhn heisst hier Zonda, aber daran denkt Julio im Moment nicht. Er guckt über die Anden, sieht Wolken, eine Simpsonwolke, eine andere sieht schampar aus wie ein Wal, ein Orka wohl. Item, Erinnerungen werden keine geweckt. Julio denkt nur ans Jetzt. Er arbeitet in dieser kleinen Stadt in den Bergen als Drachenbauer. Der tägliche und regelmässig einsetzende Abendwind bildet seine Geschäftsgrundlage. Seine Drachen bastelt er aus allerlei Material. Bambus, welcher zwischen den Trauerweiden unten am Entenfluss wächst. Den Plastiktüten, die die Cordillera, die Wüste, die Strassen bekleiden. Die Formen der Drachen sind vielfältig: Vögel, Flugzeuge, Zeppeline, Fische (eigentlich eher ungern, aber die Kunden kaufen diese wie warme Empanadas), mehr Fische und Maradona's Kopf. Seine besten Kunden sind die Kinder. Also eigentlich die Eltern. Aber die Kinder quengeln so lange, bis die Eltern zu Julio schlendern und ihm 10 Pesos in die Hand drücken. An Fische, an deren Geruch, denkt er fast nie mehr. Leben tut er alleine, in einem Adobehaus. Besuch kriegt er selten. Manchmal Blanco, der Hund. Er hat jetzt aber eine Satelittenschüssel. Seither ist er nicht mehr so einsam. Manchmal sinniert er. Wie bin ich bloss hierher gekommen? Eben war ich doch noch am Meer, im Meer, bei den doofen Fischen. Wie ist Julio Lopez bloss in die Anden geraten?
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Wer ist Julio Lopez?
AntwortenLöschenhier kann man lesen!
AntwortenLöschenhttp://www.30anios.org.ar/
http://baires.elsur.org/archives/where-is-lopez/
Da hat "Anonym" selbsterverständlich recht. Julio Lopez ist verschwunden. Allerlei Geschichten sind im Umlauf. Julio's Gesicht ist allgegenwärtig. Er ist das Gesicht für 1000e anderer Menschen, welche hier oder dort, nicht mehr aufgetaucht sind. Manche sind gefoltert worden, viele verscharrt, aus dem Flugzeug in den Dschungel oder in den Rio de la Plata geworfen worden. Die Unkenntnis lässt die Verwandten und Freunde neue, laufende Tode sterben. Das Regime lebt weiter.
AntwortenLöschenMeine Unwissenheit ist mir jetzt natürlich peinlich, insbesondere auch, da "anonym" mit einem Ausrufezeichen die Offensichtlichkeit der erwarteten Allgemeinbildung an die geschätzten Besucher dieses Blogs deutlich gemacht hat. Andererseits habe ich einfach keine Zeit für Weiterbildungsreisen nach Südamerika und man möge mir meine somit dumme Frage verzeihen. Anonyme Einträge mag ich übrigens noch weniger als mir nicht offen gelegte Pseudonyme.
AntwortenLöschenM.du hast einen Hang dazu dich ständig zu rechtfertigen....erwartet doch gar niemand...Meine Neugier wächst...wer ist m.? Kenne ich ihn? Schade ist Herr Bandy nicht bestechlich...oder vielleicht besser so. J.
AntwortenLöschenJ. Besten Dank für diese - wenn auch überflüssige - kurze und auf den Punkt gebrachte Analyse meiner Psyche. Bereits in einem früheren Beitrag von mir, damals im Zusammenhang mit einer geringen grammatikalischen Unzulänglichkeit meinerseits, hast Du die Gelegenheit zur spöttischen Anprangerung genutzt. Dieser nun erneut ungerechtfertigte Schlag unter die Gürtellinie könnte den stärksten Mann umhauen. Mir geht es am Arsch vorbei. Rechtfertigung ist sehr wohl ein Bestandteil meiner Person. Der Vollständigkeit halber weise ich Dich allerdings darauf hin, dass im übergeordneten Sinn Rechtfertigung insbesondere ein elementarer Baustein unserer Gesellschaft sowie des menschlichen Daseins ist. Denk mal darüber nach. Es grüsst freundlichst, M.
AntwortenLöschenJa da musst Du ja ein sehr starker Mann sein...Du musst verstehen, dass ich den grammatikalischen Fehler einer Person, dessen Art und Weise zu schreiben mir so nicht entspricht und dessen Kommentare oftmals durchaus auch unter die Gürtellinie zielen (man denke da z.B. an den Kommentar über das schwarze Loch) einfach nicht unkommentiert lassen konnte, es war einfach zu schön, weil klar war wie viel Wert dieser korrekte Mann darauf legt :-) Ich bin eine Hexe, entschuldigung. Aber so bin ich nunmal...sehr unkorrekt...Jeden weiteren überflüssigen Kommentar erspare ich Dir. Zumal ich nicht möchte, dass dieser Blog zur Plattform unserer Unsympathie füreinander wird. Es grüsst freundlichst, J.
AntwortenLöschenNa gut, J., ich nehme Deine Entschuldigung an. Ist nett von Dir. Beste Grüsse, M.
AntwortenLöschenHenusode. Die Psyche vom starken Mann M. aka Tom Ripley wurde also gründlich durch die Hexe J. analysiert. Julio Lopez ist aber immer noch verschwunden und wer "Anonym" ist weiss auch niemand. Zudem kümmern sich die Silbermenschen, wie üblich bei grösseren Krisen, eher um Nebensächlichkeiten. Beispielsweise Falkland-Malvinas-Inseln (gegen Ende der Militärdiktatur), Finanzkrise 2001/2002 (Papstaufenthalt in Argentinien inkl. Treffen mit schönheitsoperiertier Schönheitskönigin) oder Finanzkrise 2008 (Diego, Diego und ein bisschen Davis Cup). Wir befinden uns also im luftleeren Raum und das ist gut so, meine nicht nur ich, sondern auch dieser Bürgermeister. Merci.
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