Croques-monsieur - verzehrbereit |
Gleich fährt ein schneller Zug im HB Zürich ein. Ich,
Vladimir, sitze in diesem Zug. Sie, die angelsächsische Hirschengrabenspuckerin
mit Lächeloption und Pferdeschwanz rennt jetzt bestimmt durch die grosse Halle.
Denn sie will auf mich warten, wenigstens zwei Sekunden. Im Zug sitzen und
wissen - am Ende der Fahrt jemand auf Dich - grossartig. Später. Barbera
trinken in ihrer Wohnung. Sie meint „Wenn es regnet ist die Stadt so schön
leise.“ Dazu lackiert sie wieder ihre Fussnägel. Kurze Kennenlernerinnerung an
Sofamomente in Bern. Ich mag es nicht, wenn die Dinge verblassen, sich
verlieren. Ich mag nicht so tun, als hätte ich vergessen. Ich vergesse es
nicht. Meistens auf jeden Fall. Tiefkühlschinkengipfeli als Weinbegleitung. Sie
erzählt von ihrem Mann. Unschön für mich. Dementsprechend ist mein
Schinkengipfeliappetit limitiert. Aber eben, aushalten. Denn angenehme Dinge
sind chronisch illegal oder unmoralisch oder machen dick. Item, wir haben
keinen Plan… und das ist gut so. Langeweile als Ziellinie. Noch später. Indisch
essen. Der Geruch geht hängt in den Restaurantvorhängen. Fürchterlicher Wein.
Notiz an mich: „Nie Wein beim Inder bestellen.“ Sie lächelt, mit traurigblauen Curryaugen.
Spaziergang. Sie „Du musst Dein Ändern leben.“ Sage nix. Wir ändern bloss die
Richtung. Stehen am See. Dort verkleidet sich der Regen ob der Kälte als
Schnee. Und ich denke „Wo ist der verdammte Wohnungsschlüssel?“ Egal, wir gehen
weiter. Höre laute Musik und sehe wieder ihre Pirouetten. Viele Kreative tanzen
um sie. Die Kreativen meinen sie seien verrückt-wild, weil sie farbige Schuhe
tragen. Sie umarmt einen Vertreter des Caran d’Ache-Tornados. Gesichter wie
müde Croques-Monsieurs. – Ich bin kein Schinken; es wird nix mit ihr. Zu Fuss
an den Bahnhof. Sehr still plötzlich. Bloss das Post-Disco-Pochen in meinen
kalten Ohren. Gerne hätte ich nun ein Mixtape und einen Walkman. Ich hätte es
wissen müssen. Eine Frau, die beim Telefonieren Emails schreibt… Aber eben.
Manchmal hat das Herz unrecht.
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